Persönlichkeitsentwicklung und Stressbewältigung

“We should run through the forests

We should swim in the streams

We should laugh, we should cry

We should love, we should dream

We should stare at the stars and not just the sceens (…)

Love without fear in your heart

Feel, feel like you still have a choice

If we all light up we can scare away the dark (…)

We want something more not just nasty and bitter

We want something real not just hashtags and Twitter” (…) (Passenger)

EINLEITUNG

Hygs-Hypnose kannst du auch lernen, ohne dich um deine Persönlichkeitsentwicklung zu kümmern. Persönlichkeitsentwicklung wird in unseren Kursen nicht explizit unterrichtet, sondern wir vermitteln sie anhand der praktischen Erfahrung der hygs-Hypnose unterschwellig (implizit). Zusätzliche bewusste Reflexion potenziert natürlich deinen persönlichen Gewinn aus der hygs-Hypnose.

Die nachfolgenden Zitate stammen aus Prof. Julius Kuhls “Lehrbuch der Persönlichkeitspsychologie”. J. Kuhl forschte intensiv in der Entwicklung des Selbst. Deshalb war er sehr an Hypnose interessiert und deshalb haben wir gemeinsam mit ihm einige Hypnose-Workshops gestaltet.

 


STRESSBEWÄLTIGUNG 1 – SELBSTINTEGRATION und HÖHERES BEWUSSTSEIN

Die hygs-Hypnose begünstigt von Beginn weg das “Integrierte Selbst”. In der hygs-Hypnose geht es nicht primär um hypnotische Tricks. Trotzdem, auch in den schnellen Tricks ist die hygs-Hypnose durchaus fachkundig; allerdings geht es in der hygs-Hypnose vorwiegend um die Integration zwischen unbewussten Schätzen und höherem Bewusstsein.

J. Kuhl: “Ein integriertes Selbstsystem kann Stressbelastung abpuffern, weil sich die “Energie” auf ein grösseres “Netzwerk” verteilt. (…) Ein integriertes Selbst ist in der Lage, unangenehme Erfahrungen nachhaltig und tiefgreifend zu bewältigen, z. B. durch die Relativierung negativer Emotionen mittels positiver Sinngehalte oder guter Erfahrungen, die aus der eigenen Biografie für ähnliche Situationen abrufbar sind.” (Kuhl, S. 416)


STRESSBEWÄLTIGUNG 2 kombiniert mit PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG

Die hygs-Hypnose kombiniert von Beginn weg Stressbewältigung mit Persönlichkeitsentwicklung.

J. Kuhl: Erzählender Selbstausdruck reguliert die Emotionen. In einer Untersuchung wurden “Menschen, die mehr von ihren negativen Gefühlen äusserten, seltener krank und hatten ein besser arbeitendes Immunsystem. Nicht nur der eigentliche Ausdruck von negativen Gefühlen, sondern – unabhängig davon – auch der Prozess der Bildung einer kohärenten Geschichte im Verlauf der Selbstäusserung trug zu den günstigen Auswirkungen bei.” ( Kuhl S. 414)


 PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 1 – REFLEKTIERTE BEWUSSTHEIT in der hygs-Hypnose

J. Kuhl: In der Persönlichkeitspsychologie versteht man unter höherem Bewusstsein:

1. Reflexion des Wahrgenommenen

2. Erinnerung des Wahrgenommenen

3. Bewertung hinsichtlich persönlicher Bedeutung (Selbstbezug) (Kuhl, S. 310) 


PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 2 - THERAPEUTISCHE GESCHICHTEN

Hygs-Kurse locken zuerst unbewusste Erfahrungen hervor, damit sie von bewussten Vorurteilen nicht verzerrt werden. Das ermöglicht selbstkongruentes Erleben (siehe unten). Metaphern und Geschichten sind Bestandteile der hygs-Hypnose.

J. Kuhl: “Viele Märchen veranschaulichen die Folgen früherer Kindheitserfahrungen. Sogar wer von den Folgen einer chronischen Hippocampus-Hemmung (siehe unten) weiss, erkennt vielleicht noch nicht die vielfältigen Beispiele der stressbedingten Hemmung im Alltag. (Kuhl, S. 253)  Im Märchen Marienkind wird das Mädchen in dem Alter stumm, in dem normalerweise der innere Horizont erweitert wird und ein eigenständiges Selbst entsteht. Daraus gerät das Mädchen in eine Sündenbockdynamik. (…) Erst am Schluss schmilzt das harte Eis ihres Stolzes und ihr Herz wird von Reue bewegt.” (Kuhl, S. 254 – 255) 


PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 3 – UTILISATION UND INTEGRATIONSSTÄRKE

In der hygs-Hypnose ist Utilisation ein zentraler Begriff. Damit ist gemeint, das VORHANDENE zu nutzen, um konstruktive Ziele zu erreichen. Und dies ganz elegant “hypnotisch” und ohne analytisches Psychologisieren. Utilisation hilft auch bei Widerständen gegen die Hypnose und bei Ängsten, welche Dank des Bezugs zum Integrierten Selbst relativiert und gelindert werden. Dieses Vorgehen wirkt nicht immer augenblicklich, dafür nachhaltig.

J. Kuhl: Um die Beteiligung des Integrierten Selbst an der Angstbewältigung zu messen, könnte es helfen, “direkt die Integrationsstärke des Selbst zu ermitteln, speziell seine Fähigkeit, positive und negative Erfahrungen zu integrieren, also etwa nicht nur die störenden sondern gleichzeitig auch die liebenswürdigen Seiten der eigenen oder einer nahe stehenden Person zu sehen; auch um eine ambivalente Erfahrung zu reflektieren (siehe unten 2. Funktionsmerkmal des Integrierten Selbst). (…) Wie oft pendelt eine Person, wenn sie eine eigene Erfahrung beschreibt, zwischen positiven und negativen Aspekten hin und her? Eine integrierte Organisation des Selbst beeinflusst die Bewältigung der negativen Stimmung anders als die fragmentierte Organisation des Selbst, welche nur emotional homogene Berichte äussert, d. h., Erlebnissen oder Personen werden entweder nur gute oder nur schlechte Seiten zugeschrieben, d. h. es reagiert depressiv, oder im Gegenteil beschönigend.” (Kuhl, S.417)

In einer Untersuchung konnte das fragmentierte Selbst zwar schneller ins Positive ausweichen, der Erfolg beruhte aber auf einem Beiseitelassen des Selbst, d. h., es gab keine Selbstkonfrontation. Anmerkung: Depression kann darauf beruhen, dass die selbstkonfrontative Bewältigung vergeblich gesucht wird. (Kuhl, S. 417 – 420) 


STRESSBEWÄLTIGUNG 3 – SCHMERZLINDERUNG

Die hygs-Hypnose macht Schmerzen erträglich und hilft, sie zu akzeptieren, damit das Unbewusste sie dann von selbst ganz verschwinden lässt. Natürlich gibt es im hygs-Repertoire auch einige schnell-wirkenden Notfall-Tricks.

J. Kuhl: “Wer schmerzliche Erfahrungen dadurch bewältigt, dass er sie an “sich” heranlässt, muss zunächst mit einigen unangenehmen Wirkungen rechnen. Dass sich die Schutzwirkung des Integrierten Selbst erst bei höheren Stressbelastungen zeigt, lässt sich damit erklären, dass sich die positive Wirkung des Selbst umso mehr entfaltet, je wichtiger die Erfahrung ist. (…) Jeder Selbstkontakt lässt zuerst eine erhöhte Vulnerabilität erwarten. “ (Kuhl, S. 416)


STRESSBEWÄLTIGUNGUNG 4 - SELBSTKONTROLLE und SELBSTREGULATION 

Selbst-Fragmentierung ist oft die Folge von früherer Traumatisierung, welche auch die Stressschwelle senkt und Emotionsregulation verhindert. Aktueller Stress ist die Summe früherer und gegenwärtiger Stressquellen. Der Selbstzugang ist bei Postraumatischer Stressreaktionen wichtig, da sich reine Willensbekämpfung des Stresses schnell erschöpft.

J. Kuhl: Da die linkshemisphärische Selbstkontrolle (“Wille”) GEGEN konkurrierende Emotionen und Handlungstendenzen arbeitet statt sie einzubinden, ist Selbstkontrolle anstrengender als rechtshemisphärische Selbstregulation (Integriertes Selbst). (S. 404) (…) Der bewusste “Wille” ist eine begrenzte Ressource, die wie ein Muskel ermüdet, wenn man ihn benutzt (S. 406). Zudem behindert Selbstbelohnung die “Selbstkontrollierenden” bei der Umsetzung ihrer Vorsätzen. (S. 407) Um von positiver Motivation zu profitieren, lohnt sich die vorherige Prüfung, ob Vorsätze vereinbar sind mit den Wüschen des Selbst. (S. 406) (…) Psychosomatische Erkrankungen hängen mit einer Dissoziation zwischen analytischer und ganzheitlicher Verarbeitung zusammen. (Kuhl, S. 409)


PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG  4 - FREIHEIT und FÜHRUNG

Dank des Skripts und der HGM-Podcasts fühlen sich die Studierenden bei ihrer Entfaltung nicht verloren, auch wenn sie in ihrer persönlichen Entwicklung durch die hygs nicht bevormundet werden.

J. Kuhl: Der Dialog zwischen linkshemisphärischem Denken und rechtshemisphärischem Selbst ist wichtig: Ohne einen Kontakt mit dem ganzheitlichen Selbst, das alle wichtigen Lebenserfahrungen gleichzeitig bereithält, kann das analytische Denken völlig in die Irre gehen, sich beispielsweise mit Fragen beschäftigen, die ganz unwichtig sind, oder sich gar in Widersprüchen verstricken. (Kuhl, S. 456)


PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 5 und GEFAHREN der HYPNOSE

Die hygs-Hypnose unterstützt keine unrealistischen Erwartungen an die Hypnose. In der hygs ist Hypnose rational erklärbar und Wohlbefinden in einem. Die hygs fördert das rechtshemisphärische Integrierte Selbst in Kooperation mit dem reflektierten Denken der linken Hirnhälfte und macht beides kongruent.

J. Kuhl: Das weit verzweigte Verarbeitungsmuster der rechten Hirnhälfte ist die Grundlage des Integrierten Selbst. Es "eignet sich vorzüglich zum Auffinden nachhaltiger Vermeidung. (…) Es ist durch die Beteiligung von Systemen mit hohem integrativen Potenzial (Hippocampus und präfrontaler Cortex) charakterisiert. (…) Es lässt negative Erfahrung zu und integriert sie als Wahrhaftigkeits- und Vulnerabilitätskomponente des Selbst mit einem weiten Spektrum von Bewältigungsmöglichkeiten wie Problemlösen, Relativierung auf Grund anderer positiver Erfahrung, Sinnstiftung, Integration von Widersprüchlichem.” (Kuhl, S. 451)

Auch die linkshemisphärisch verarbeitete positive Emotionen tragen bei Kindern zur Selbstregulation bei, sofern es sich um soziale Freude handelt und nicht um objektgebundene. (Kuhl, S. 453)


STRESSBEWÄLTIGUNG 5 - HIPPOCAMPUS

Der Hippocampus (“Seepferdchen”) ist eine wichtige Umschaltstation im Hirn. Der Hippocampus ist für Stressregulation und Integriertes Selbst zuständig. Es ist eine verletzliche Struktur, die viel (Selbst)Beruhigung benötigt. Die hygs-Hypnose ist aus diesem Grund sanft und bestimmt zugleich. Damit stärkt die hygs-Hypnose den Hippocampus in seinen verschiedenen Funktionen. Prozessinstruktion, Reaktionsbereitschaft, geteilte Verantwortung sowie mithelfende Beziehung auf beiden Seiten sind die Techniken der hygs-Zugangsweise.

J. Kuhl: Stressbedingte Hippocampushemmung:

1. Übermässiger Stress (Distress) hemmt den Hippocampus. Rationale Reaktionen und Emotionsregulation sind dann beeinträchtigt. Ebenso seine Fähigkeit, das Stressniveau zu senken (führt zur Abwärtsspirale).  

2. Langzeitstress schädigt den Hippocampus. Die Stressschwelle, bei welcher der Hippocampus nicht mehr funktioniert, sinkt. Liebevolle Beziehung kann die Schädigung in Grenzen halten.

3. Wegen zu hoher Cortisol-Konzentrationen im Blut setzen psychosomatische Symptome ein.

4. Durch Zell-Neubildung kann der Hippocampus mithilfe bewältigbarer Aufgaben repariert werden (Eustress), z. B. Entspannungstechniken oder Aktivierung des autobiographischen Gedächtnisses mittels Erzählen der eigenen Lebensgeschichte. (Kuhl, S. 235)

J. Kuhl: Gesunde Funktionen des Hippocampus

1. Integration vieler Einzeleindrücke zu einem Gesamtbild einer erlebten Episode. Der Hippocampus fungiert als Zwischenspeicher, bis eine Episode genug klar ist, um im Grosshirn gespeichert zu werden.

2. Stressreduktion durch Senkung des Stresshormons Cortisol.

3. Moderater Stress (Eustress) erhöht die Aktivierung des Hippocampus.

4. Durch Einbeziehung des weiteren Zusammenhangs beruhigt der Hippocampus heftige Emotionen. (Kuhl, S. 230)


STRESSBEWÄLTIGUNG 6 – EXISTENTIELLE  ANGST

Eine von mehreren Manifestationsarten des Stresses drückt sich als Angst aus. Angstbewältigung ist ein Kernthema der Hypnose. Zum Zweck der Angstlinderung stimuliert die hygs-Hypnose unbewusste Kreativität, welche aus einer Vielzahl von Selbstberuhigungsimaginationen die beste aussucht. Gerade bei der existentiellen Angst, die mit behindertem Selbstausdruck einhergeht, ist dieser Zugang essentiell.

J. Kuhl: Die “existentielle Angst hat keinen konkreten Gegenstand, sondern entsteht, psychologisch betrachtet, bei einer Hemmung des Selbst, bei der eine praktisch unendliche Zahl von zukünftigen Möglichkeiten mit Angstgefühlen besetzt ist, wenn die im Selbst integrierten Lebenserfahrungen, die helfen könnten, mit der Fülle der Möglichkeiten kreativ umzugehen, aufgrund der Angstblockade nicht zur Verfügung stehen. (…) Die rückblickende Analogie zur existentiellen Angst wird heute als ganzheitlich-existenzieller Schmerz beschrieben, der z. B. Verlusterlebnisse betrifft, die das ganze Selbst berühren.” (Kuhl, S. 425 – 426)



PERSÖNLICHKEITSENTWICKLUNG 6 und das INTEGRIERTE SELBST in der hygs-Hypnose

J. Kuhl: Definition Integriertes Selbst (in Anlehnung an Erik Eriksons “Voll funktionierende Person”)

1. ist vernetzt mit Emotionen und Bedürfnissen.

2. vereinigt sowohl positive und auch negative Erfahrungen. Es kann widersprüchliche Gefühle zusammenführen. Lösungen und Entscheidungen werden eigenen und fremden Bedürfnissen gerecht.

3. hat eine positive Gesamtbilanzierung, trotz Offenheit auch für negative Erfahrungen (Wahrhaftigkeit und Selbstkonfrontation statt Beschönigung und Verdrängung).

4. ist wachsam und aufmerksam für das persönlich Relevante aus dem Hintergrund des Bewusstseins heraus.

5. ist selbstkongruent. Was es explizit mit der linken Hirnhälfte zum Ausdruck bringt, entspricht auch den impliziten Werten des rechtshemisphärischen Selbst. (Kuhl, S. 392)